Wem gehören die Tempel aus dem Grenzkonflikt Thailand/Kambodscha?
Die strittigen Tempel im Grenzkonflikt gehören nach der einzigen rechtsgültigen Vereinbarung in den meisten Fällen zum Königreich Kambodscha, da die Tempel schlichtweg auf dem Gebiets Kambodschas liegen (siehe weiter unten).
Auch werden die Tempel in thailändischen Medien immer mit der kambodschanischen Bezeichnung erwähnt, wie etwa der „Prasat Ta Krabey“:

„Prasat“ ist ein kambodschanies Wort und bedeutet „Tempel“, „Ta“ bedeutet soviel wie „Großvater“. „Krabey“ bedeutet „Büffel“ auf kambodschanisch, während „Khwawi“, „Büffel“ auf thailändisch bedeutet.
Auch der bei den Kämpfen oft erwähnte „Ta Muen Thom“ Tempel wird stets auf kambodschanisch bezeichnet:

„Ta“ bedeutet Großevater, „Moan“ bedeutet „Huhn“ und „Thom“ soviel wie „groß“. Der Tempel würde frei übersetzt also „großer Hühnergroßervater“ bedeuten. Alle 3 Wörter weißen absolut keine Ähnlichkeit zum thailändischen auf. Auch dies dürfte dafür sprechen, dass es sich eben um kambodschanische Tempel handelt, welche bereits zuvor auf kambodschanischem Gebiet lagen.
Wem gehören die Tempel gemäß der Vereinbarung von 1907?
Nach einer Grenzvereinbarung zwischen Siam (heute Thailand) und Frankreich im Jahr 1907 wurden die meisten umstrittenen Tempel, insbesondere der Preah-Vihear-Tempel, eindeutig Kambodscha zugesprochen. Nach dieser Karte liegt auch der Ta Moan Thom Tempel klar auf kambodschanischem Territorium. Diese international anerkannte Grenzziehung, die sich hauptsächlich auf französische Karten von 1907 stützt, ist bis heute die Grundlage für Kambodschas territoriale Integrität. Kambodscha wird als rechtmäßiger Nachfolger der französischen Kolonialverwaltung angesehen und ist daher berechtigt, das historische und kulturelle Erbe dieser Tempel zu bewahren. Im Gegenzug erhielt Siam bei diesem Gebietsaustausch die Provinz Trat und den Bezirk Dan Sai zurück.
Trotz dieser klaren Vereinbarungen kam es immer wieder zu Spannungen, weil Thailand inoffiziellen Karten eigene Grenzverläufe einzeichnete, die von den international anerkannten Linien abwichen. Besonders der Preah-Vihear-Tempel wurde in thailändischen Karten außerhalb der 1907 festgelegten Grenze dargestellt, obwohl der Internationale Gerichtshof (IGH) bereits 1962 eindeutig entschied, dass der Tempel zu Kambodscha gehört. Auch in späteren Konflikten, etwa zwischen 2008 und 2011, beanspruchte Thailand angrenzende Gebiete, die Kambodscha als Teil seines Hoheitsgebiets betrachtet. Kambodscha beruft sich konsequent auf die historischen Abkommen mit Frankreich und die internationalen Urteile, während Thailand wiederholt auf nationale Karten verweist, die jedoch völkerrechtlich keine Gültigkeit haben.
Im aktuellen Konflikt strebt Kambodscha erneut eine friedliche Lösung an. Es bemüht sich, die verbleibenden umstrittenen Grenzgebiete durch ein internationales rechtsstaatliches Verfahren – beispielsweise vor dem Internationalen Gerichtshof – klären zu lassen. Thailand versucht jedoch, diesen Weg zu blockieren. Das liegt daran, dass Thailand in der Vergangenheit bereits zwei völkerrechtliche Niederlagen vor dem IGH hinnehmen musste: zum einen das Urteil von 1962, das den Preah-Vihear-Tempel Kambodscha zusprach, und zum anderen die Klarstellung von 2013, die auch das angrenzende Gebiet Kambodscha zuwies. Aus kambodschanischer Sicht sind internationale Mechanismen daher der einzige verlässliche Weg, um bestehende Differenzen dauerhaft und gewaltfrei zu lösen.