Banteay Srei – Der Tempel der Frauen

Banteay Srei – Der Tempel der Frauen

Die Tempelanlage Banteay Srei, nördlich des Hauptareals von Angkor gelegen, ist eine der beeindruckendsten und einzigartigsten Bauten der Welt. Wirkt der Tempel auf den ersten Blick wie eine etwas zu klein geratene Version der umliegenden Tempelanlagen, sind es aber die architektonischen und künstlerischen Details, die ihn zu etwas ganz Besonderem machen.

Tempel Banteay Srey Außenansicht


Ansicht des inneren Rings mit Wassergraben

Banteay Srei wurde in der zweite Hälfe des 10. Jahrhunderts zu Ehren Shivas von den Brahmanen Yajnavaraha und Vishnukumara errichtet. Ursprünglich unter dem Namen Tribhuvanamahesvara („Großer Gott der dreifaltigen Welt“) gebaut, bedeutet der heutige Name Banteay Srei in etwa so viele wie „Zitadelle der Frauen“ bzw. „Zitadelle der Schönheit“.

Spannend daran ist, dass eben diese Tempelanlage nicht wie viele andere Anlagen des Khmerreiches ein königliches Gebäude war, sondern eben von reichen Landbesitzern, nämlich den Enkeln von Harshavarman I., beauftragt wurde.

Auch wenn der Tempel etwas kleiner wirkt als ähnliche Anlagen (die Gesamtausdehnung vom östlichen zum westlichen Gopuram beträgt nur etwa 200 Meter), sind es vor allem die architektonische Konzeption und die gestalterische Liebe fürs Detail, die Banteay Srei zu etwas ganz Besonderem machen.

Prozessionsweg in Banteay Srey

Prozessionsweg

Der Tempel umfasst drei Umringe: Forscher vermuten, dass er ehemals noch zusätzlich von einer hölzernen Palisade umrahmt war, da es keine Hinweise für einen vierten Mauerring gibt. Vom Eingang im Osten hin zum östlichen Gopuram befindet sich ein Prozessionsweg, der von Arkaden und Querpavillons gesäumt wird. Die inneren Bauten wurden aus sehr feinem rosa Sandstein gefertigt. Durch die gute Bearbeitbarkeit des Steins finden sich in Banteay Srei ganz besonders detaillierte Ornamente und außergewöhnlich feine Reliefverzierungen.

Im Zentrum der Anlage finden sich noch drei Tempeltürme, wovon zwei Shiva und einer Vishnu gewidmet ist.

Das wir heute von diesem außerordentlichen Bauwerk wissen, ist einem Zufall geschuldet. 1914 entdeckten französische Archäologen, die gerade in der Region Angkor tätig waren, den Tempel komplett überraschend: ein Sensationsfund. Der bereits stark zerfallene Banteay Srei wurde daraufhin noch weiter zerstört.

Kambodscha (damals noch Teil von Französisch-Indochina) stand zu dieser Zeit unter französischer Kolonialherrschaft, wodurch es immer wieder zu Versuchen kam, den Tempel seiner Schätze und Skulpturen zu berauben und diese nach Europa zu schaffen – etwa auch durch André Malraux, den späteres Kultusminister Frankreichs.

Blume in Banteay Srey

Khmer-Blume in Banteay Srey

Schließlich wurde Banteay Srei von 1931 bis 1936 in einem aufwändigen Projekt mittels der damals neuartigen Methode der Anastylose als eine der ersten Tempel im Angkor Areal wieder Stück für Stück repariert und gilt als eines der großen Vorzeigeprojekte dieser Restaurationsmethode, bei der durch die Verwendung der noch erhaltenen Original-Bauteile ein verfallenes Bauwerk zumindest teilweise wieder errichtet werden kann.


Seit 2004 wird Banteay Srei mit Finanzmitteln der Schweiz restauriert.