Angkor Wat – Das Herz Kambodschas

Angkor Wat – Das Herz Kambodschas

Der größte Tempel der Welt – Angkor Wat
Angkor Wat ist nicht nur die wichtigste Tempelanlage in Kambodscha, sie ist auch die bei westlichen Touristen bekannteste und ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Nur etwa 20 Kilometer entfernt vom See Tonle Sap in der Region Angkor nur unweit von Siem Reap gelegen, gehört die Anlage bei jeder großen Tempeltour zu einem der Fixpunkte. Sie steht als Beispiel für die unglaublich detaillierte und fortschrittliche Baukunst der Khmer und ist nicht nur die größte Sehenswürdigkeit des Landes, sondern prägt auch das Bild von Kambodscha entscheidend. Selbst die kambodschanische Flagge zeigt seit 1948 (unterbrochen von der Herrschaft der Roten Khmer und dem Bürgerkrieg) die Prunkanlage: eine Besonderheit, denn neben Kambodscha hat nur noch Afghanistan ein historisches Bauwerk auf der Nationalflagge abgebildet.

Angkor Wat

Außenansicht der Tempelanlage von Angkor Wat

Der wichtigste Tempel des Parks – Angkor Wat

Der von einem Wassergraben umringte Tempel, der durch eine Brücke erreichbar ist, zählt zu den beeindruckendsten historischen Relikten der Welt. Die 1000 Jahre alten Mauern und Ruinen sind mit buddhistischen Schreinen geschmückt, die auch heute noch von Mönchen und Gläubigen besucht werden.

Vom 9. bis zum 15. Jahrhundert war die Region Angkor das politische und kulturelle Zentrum des Khmer-Reiches. Die Herrscher, die durch ein komplexes System des Reisanbaus und den Export in die ganze Welt, zu viel Reichtum kamen, stellten ihre Macht zur Schau, in dem sie die Region mit mehreren großen Hauptstädten bebauten.

Angkor Affen

Affen im archäologischen Park von Angkor Wat

Das Zentrum dieser Städte war immer ein großer Tempel, um den weitere kleinere Heiligtümer gebaut wurden. Die größte dieser Tempelanlagen ist Angkor Wat. In 37 Jahren wurde die Tempelanlage unter dem König Suryamvarman II., der im Jahr 1113 auf den Thron stieg, gebaut.

Angkor Wat bedeutet so viel wie „Stadt der Tempel“. Der echte Name des Tempels ist jedoch nicht bekannt, es wird vermutet, dass er nach seiner Gottheit „Vrah Vishnuloka“ („heiliger Wohnsitz von Vishnu“) benannt wurde. Dies fand in einer Zeit statt, in der sich die Khmer noch nicht dem Buddhismus zugewandt hatten. Erst im Rahmen der religiösen Revolution im 13. Jahrhundert wurde der Tempel in Angkor Wat umbenannt. Wenig später fand eine Umwidmung zu einem buddhistischen „Wat“ statt, also zu einem traditionellen Kloster.

Möglich machten dies einige strategisch gut durchgeführte und sehr einbringliche Kriegszüge des Königs, der damit die Ressourcen zur Verfügung hatte, nicht nur alte Tempelanlagen zu restaurieren, sondern auch neue Bauten in Auftrag zu geben. Dies festigte nicht nur sein Ansehen bei der eigenen Bevölkerung, es handelte sich dabei auch um eine Machtdemonstration gegenüber anderen Völkern, welche zum Teil sehr beeindruckt von den Prunkbauten waren, so dass sich dies auch in vielen Reiseberichten (beispielsweise chinesischer Besucher) festgehalten findet.

Angkor Wat diente dem König Suryavarman II. als Staatstempel und befand sich in der Hauptstadt Yasodharapura, die unter Suryavarman I. errichtet worden war. Aus der Zusammenstellung des Baus lässt sich annehmen, dass der Bau niemals fertig gestellt wurde: Mit dem Ableben von König Suryavarman II. dürften wohl auch die Arbeiten an Angkor Wat eingestellt worden sein. Als im 13. Jahrhundert schließlich unter Jayavarman VII. die Staatsreligion vom Hinduismus auf den Buddhismus geändert wurde und zahlreiche Tempelanlagen des Khmer-Reiches um buddhistische Elemente ergänzt wurden, war es auch in Angkor Wat so, dass sie mehr und mehr als buddhistische Kultstätte genutzt wurde – wohl auch deshalb, weil der Tempel nie komplett zurückgelassen wurde und er somit in die Veränderungen, die die neuen Zeiten mit sich brachten, mit eingebunden wurde. Auch heute noch ist es so, dass sich ins Bild der täglichen Besucher des Tempels neben den Touristen auch viele buddhistische Mönche einfügen, die dem Tempel einen Besuch abstatten.

Angkor Wat aus der Ferne

Blick auf Angkor Wat vom Phnom Bakheng

Der Einfluss des Westens in den Kolonialzeiten startete in Angkor Wat schon früher als in den anderen Tempelanlagen des ehemaligen Khmer-Reiches: Schon im 19. Jahrhundert entstanden die ersten Reiseberichte von Erkundungsfahrten, die immer mehr Abenteurer an die Stätte lockten, die dort die Geschichte des Tempels erforschen wollten (interessanterweise auch unter der Annahme, dass die Anlage schon seit der Antike bestehen würde, was sich später widerlegen ließ). Im 20. Jahrhundert wurde unter der Leitung eines französischen Forscherteams das gesamte Gelände wieder freigelegt und systematisch die Reliefs und Inschriften dokumentiert und analysiert, was bis heute der Grundstock für all das Wissen über den Tempel ist, über das wir verfügen. Auch in Angkor Wat kam es über die Jahrhunderte, aber insbesondere auch in der Zeit der europäischen Entdeckungsreisen, zu Kunstraub und Vandalismus. Das Bauwerk an sich blieb aber einigermaßen unbeschädigt: Es ist vor allem der Zahn der Zeit, der seine Spuren an ihm hinterlassen hat, etwa durch Witterung und das Eindringen und die Sprengkraft der Flora und Fauna. Seit 1992 hat Angkor Wat den Status eines UNESCO Weltkulturerbes.

Die Geschichte des Baus von Angkor Wat an sich ist schon außerordentlich faszinierend: So soll der Bau etwa 37 Jahre lang gedauert haben (es heißt, es wurden 300.000 Menschen und 6.000 Elefanten benötigt, um diese Arbeit zu bewerkstelligen). Besonders ist, dass der Tempel nicht wie sonst üblich nach Osten ausgerichtet ist, sondern nach Westen zum Totengott Yama (was normalerweise nur für Friedhöfe und Mausoleen üblich war, nicht aber für Tempelanlagen).

Angkor Wat hat eine Größe von etwa 200 Hektar und wird von einem großen Wassergraben umgeben, der das Bauwerk über die Jahrhunderte auch von dem „Einwachsen“ der Natur etwas geschützt haben dürfte. Die Bauten wurden, wie es auch sonst in der Region üblich, aus Sandstein errichtet. Es finden sich vier Ecktürme und ein großer zentraler Turm (eine Anlehnung an den Berg Meru, den Weltenberg, der im Zentrum des Universums der hinduistischen, buddhistischen und jainistischen Mythologie steht): Im Frühling und im Herbst zur Tag- und Nachtgleiche steht die Sonne genau über dem Zentralturm.


An den Wänden finden sich zahlreiche Reliefs und Inschriften, besonders beeindruckend sind aber die tausenden Figuren und Statuetten.

Angkor Wat Frontansicht

Blick auf die Terrace of Honor und Angkor Wat über die Rainbow Bridge (Haupteingang)

Die Anlage spiegelt daher den Baustil der Khmer-Kultur beispielhaft wider: Angkor Wat selbst, welches eine exakte Symmetrie aufweist, soll die Welt darstellen. Der höchste der fünf Türme steht für den Berg Meru, der in der Khmer-Tradition das Zentrum der Welt darstellt. Der Wassergraben, der Angkor Wat umgibt, soll den Urozean symbolisieren. Jedes Bauwerk des Tempels wurde im Grundriss auf vier Quadraten geplant und aufgeteilt. Dies steht für die absolute Vollkommenheit im Hinduismus, die durch die Zahl vier repräsentiert wird.

Die Sandsteine wurden mit Flößen durch die zahlreichen Kanäle der Anlage gebracht.

Jedes Jahr wird Angkor Wat von 2 Millionen Touristen besucht, die vor allem aus China und den USA kommen: Aus diesem Grund sollten sich Besucher darauf einstellen, dass der Tempel meistens etwas überlaufen ist und es an beliebten Fotopunkten zu Wartezeiten kommt. Trotzdem lässt sich sagen, dass die einzigartige Schönheit und die historische Bedeutung des Tempels es lohnenswert macht, der Anlage trotzdem einen Besuch abzustatten. Der Tourismus ist inzwischen ein wertvoller Wirtschaftsfaktor und eine Einkommensquelle für die Bewohner der umliegenden Gebiete geworden.

Im Hinduismus glaubt man, dass Vishnu den westlichen Quadranten der Erde beherrscht. Der Tempel hat jedoch noch eine weitere Funktion. Er ist als letzter Ruheort für seinen Bauherren, den Khmer-König Suryamvarman II., konzipiert.

Deshalb muss er in Richtung des Totenreichs, welches dem Hinduismus nach im Westen liegt, ausgerichtet sein. Die Inschriften des Tempels stellen eine wertvolle Quelle für die Erforschung der Khmer-Kultur dar. Sie sind mit Darstellungen zahlreicher hinduistischer Mythologien und Khmer-Vorstellungen geschmückt. Auffallend viele der Tempelwände zeigen Apsaras, halb menschliche, halb göttliche Tänzerinnen, die als Geister der Wolken und Gewässer mit Nymphen vergleichbar sind. Auch die Göttlichkeit, auf die die Khmer ihre Macht zurückgeführt hatten, ist ein beliebtes Motiv der unzähligen Tempelverzierungen.

Spannende Ruinenwelt – Angkor Thom
Angkor Thom ist eigentlich gar kein Tempel, sondern die sagenumwobene Hauptstadt der Tempelanlage. Auf dem Rücken eines traditionell lila geschmückten Elefanten wird man durch das Stadttor zu den Ruinen des alten Staatstempels getragen. In den alten, jedoch gut erhaltenen Steinmonumenten erkennt man immer noch die Gesichter vergangener buddhistischer Gottheiten. Die über 1000 Jahre alten Gemäuer, in die diese Gesichter mit höchster Präzision und Kunstfertigkeit geschlagen wurden, wecken bei Millionen Touristen jährlich nach wie vor Faszination. Auch die Elefantenterassen sind einen Besuch wert. Wie der Name schon verrät, sind hier dutzende Elefanten aus Stein an der Außenwand der Tempelanlage abgebildet.

Den Angkor Thom Tempel sollte man am besten früh am Vormittag besuchen, da ab Mittag chinesische Touristen in großen Massen mit Bussen kommen und so ein Erleben der mystischen Atmosphäre des Ortes nicht mehr so gut möglich ist.

Der „Tom-Raider“-Tempel – Ta Prohm
Ein weiteres Highlight des Parks ist sicherlich der Dschungeltempel Ta Prohm. Große Bekanntheit erlangten die Ruinen durch Hollywood-Klassiker wie Tomb Raider und Indiana Jones. Die zahlreichen Tempel werden regelmäßig restauriert und in Stand gehalten. Bei Ta Prohm wird jedoch darauf geachtet, die Vegetation ebenfalls nicht zu beschädigen. Deshalb ist die gesamte Anlage von wilder Vegetation und vielen Baumwurzeln durchzogen. Viele Strukturen sind ganz oder teilweise eingestürzt und die Natur erobert sich langsam aber sicher ihr Gebiet zurück. Eine besondere Sehenswürdigkeit ist die riesige Würgefeige, die das Mauerwerk umrankt.

Die beeindruckendste Sehenswürdigkeit Asiens
Eine Angkor Wat Reise sollte gut geplant und durchstrukturiert werden. Die gesamte Anlage ist über hundert Quadratkilometer groß und kann keinesfalls komplett zu Fuß entdeckt werden. Die Faszination die diese Stätte hinterlässt, ist die Reise wert.